GALERIE ATZENHOFER


KÜNSTLER

Druck & Schmuck

Ausstellung vom 12. September 2009 - 30. Januar 2010
Gerhard Loos
Michael Gölling
Woldemar Fuhrmann
Armin Krohne
Timo Reger
Toni Burghart
Günther Tobisch
Michael Grosch
Arno Waldschmidt
Dan Reeder
Thomas Lunz
Barbara & Josef Dorfner
Miriam Elze
Martin Graf
Heike Küster
Christoph Haupt
Jürgen Rosner
Harri Schemm
Moni Zidak
Ulrike Atzenhofer
Anton Atzenhofer

Bilder aus der
Ausstellung
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Selbstverständlich werden in der Bücherwerkstätte auch Bücher hergestellt, deren Texte von Hand gesetzt werden. Gedruckt wird mit einer uralten Tiegelpresse oder - bei größerer Auflage - auf einem „Heidelberg Cylinder“. Wer sich in erster Linie für die Buchdrucke der Hersbrucker interessiert, findet eine exklusive Auswahl in einer Ausstellung der Buchhandlung Korn & Berg am Hauptmarkt.
Die Vorweihnachtsausstellung in der Galerie Atzenhofer legt den Schwerpunkt auf die künstlerische Arbeit der Hersbrucker und zeigt Druckgrafiken, die vorwiegend in Holz- oder Linolschnitttechnik gefertigt wurden. Die Motive sind so vielfältig wie die Interessen und Vorlieben ihrer Erschaffer. Gemeinsam ist den Werken aller Künstler, dass die teilweise mit illustren, aber auch kritischen und hintergründigen Texten versehenen Bilder meist eine sehr komische Seite haben. Der spezielle Humor der Bücherwerkstatt-Künstler bringt ernsthafte Themen wie z. B. das Problem der Arbeitsplatzmangels oder der Aussichtslosigkeit politischer Wahlen ins Bewusstsein. Gleichzeitig ermöglicht die kuriose Sicht auf die Themen es aber auch, jedem Problem seinen angemessenen Platz im Leben zuzuweisen; Tragödien und Katastrophen sind eben nur eine Seite des Daseins.
Bei den Hersbrucker Druck-Künstlern handelt es sich durchweg um optimistische Philanthropen und sinnenfreudige Genussmenschen, deren Werke unwillkürlich jeden noch so grantigen Betrachter mitreißen und in angenehmere Stimmung versetzen.
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Wer die Original Hersbrucker Bücherwerkstätte nicht kennt, könnte auf die Idee kommen, dass es sich bei der neuesten Ausstellung in der Galerie Atzenhofer um eine Art Handwerkermesse handelt. Tatsächlich geboten wird jedoch höchst anspruchsvolle, eigenwillige Kunst in der besonders formvollendeten Variante der Druckgrafik. Zwischen Handwerk und Kunst deutlich zu unterscheiden, ist sowieso eine moderne Spitzfindigkeit. Nürnbergs bekanntester Maler der Vergangenheit, Albrecht Dürer verstand sich selbst als Handwerker wenngleich seine Arbeiten heute klar als Kunstwerke bezeichnet werden und als solche in Museen zu bewundern sind. Ähnliches könnte mit Werken der Hersbrucker Bücherwerkstätte eines Tages auch geschehen. Nun gibt es zweifellos Künstler, die kein Handwerk erlernt haben und ganz großartige Werke erschaffen, wie es natürlich auch Handwerker gibt, deren erstes Anliegen nicht das Ausleben künstlerischer Kreativität ist. Die Betreiber der Hersbrucher Werkstatt sind beides: routinierte Handwerker und geniale Künstler.
Das perfekt als nostalgische Druckwerkstatt getarnte Künstleratelier in Hersbruck ist der Schaffensplatz von Herren, die allesamt neben ihren herausragenden Talenten als Schriftsteller oder Maler auch eine solide handwerkliche Ausbildung vorweisen können. Michael Gölling und Gerhard Loos haben die heute kaum noch bekannte Ausbildung zum Schriftsetzer erlernt, Woldemar Fuhrmann ist ein hochdekorierter Kommunikationsfachmann, Armin Krohne und Timo Reger sind ausgebildete Grafiker. Das wohl bekannteste Mitglied, der Maler und Schriftsteller Toni Burghart hatte vor seinem Studium an der Akademie der bildenden Künste bereits Ausbildungen zum Lithografen und zum Grafiker hinter sich gebracht.

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Es liegt auf der Hand, dass sich von einem so launigen Künstlerkreis auch andere Humoristen, Lyriker und Satiriker angezogen fühlen. Gerhard Polt- Zitate, speziell die Reihe „die Anni hat gsagt“ wurde ebenso einfallsreich mit Grafiken illustriert und in der Hersbrucker Werkstatt gedruckt, wie verschiedene Gedichte und Texte von Eckhard Henscheid, Fitzgerald Kusz, Ingo Cesaro, Matthias Egersdörfer, Max Goldt und F. W. Bernstein.
Neben allerlei sozialpolitischen und kritischen Themen betreffen viele Bilder aber auch ganz elementare Lebensbereiche wie das Thema Fußball oder die immer wieder spannende Gretchen-Frage nach Streß und Spaß mit dem anderen Geschlecht. Die bisher reine Männer-Künstlerkolonie hat auch einige erotische Darstellungen praller Weiblichkeit in ihrem Repertoire.
Wichtig ist der Herrenriege darüber hinaus ihre fränkische Herkunft und ihr erklärter Lieblingslebensraum, was zahlreiche Darstellungen zu Hersbruck und Landschaften der Umgebung belegen.
Einen nicht unerheblichen Teil der Ausstellung nehmen sehr fröhliche Tierdarstellungen ein: Schafe, Schweine, Spatzen, Kühe, Kamele, Käfer, insbesondere natürlich, der Buchdruckerkäfer.
Das Logo der Bücherwerkstatt ist ein Entenküken, von den Künstlern in bestem fränkisch liebevoll „Wieberla“ genannt. Gefunden haben die Hersbrucker ihr Wahrzeichen unter uralten Bleibuchstaben. Das „Wieberla“ war im Original ein etwa 5 x 5 mm großes Sonderzeichen. Mittlerweile gibt es von dem niedlichen Tier verschiedenste Darstellungen in unterschiedlichen Größen und Farben.
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Das Hersbrucker Entenküken hatte es auch der anderen Künstlergemeinschaft dieser Ausstellung sofort angetan. Die beiden aus Röthenbach St. Wolfgang stammenden Goldschmiede haben extra für die Ausstellungseröffnung eine Prägepunze hergestellt, mit der man das „Wieberla“ in Edelmetalle pressen kann. Jeder interessierte Besucher kann sich unter Anleitung der Goldschmiede selbst Silber einschmelzen und das Entenmotiv, z. B. als Anhänger für eine Kette oder einfach als Handschmeichler anfertigen. Außerdem präsentieren die beiden Goldschmiedemeister Barbara und Josef Dorfner handgearbeiteten sehr hochwertigen Silber- und Goldschmuck, sowie Kreationen mit verschiedenen Edelsteinen.
Abgerundet wird die Ausstellung durch Grafiken einiger Künstlerfreunde der Bücherwerkstätte. Heiße Linolschnitt-Erotik aus Hamburg sendet Martin Graf, fast pornographisch sind einige Siebdrucke des Nürnberger Künstlers Jürgen Rosner. Eine witzige uralte Technik verwendete Anton Atzenhofer: sein Kartoffeldruck zeigt den dümmsten Bauern mit den größten Kartoffeln. Technisch außergewöhnlich perfekt und künstlerisch auf höchstem Niveau sind die fernöstlich anmutenden Linolschnitte von Christoph Haupt.
Insgesamt zeigt die Ausstellung, dass im Bereich der Druckgrafik handwerkliches Können verbunden mit immenser Kreativität der Kunst zu besonders vollendeten Werken verhilft. Den besonderen Biss erhält die dargestellte Kunst zum Teil auch durch die Bereicherung aus dem literarischen Bereich. Zitate, Gedichte, absurde, ironische oder groteske Untertitelungen ergänzen die Wirkung der Darstellungen perfekt. Eine Ausstellung, die auch Schriftsteller, Literaten und Texter ansprechen dürfte.