GALERIE ATZENHOFER


KÜNSTLER

Auf die Barrikaden

Ausstellung vom 12. September - 31. Oktober 2009
Anton Atzenhofer
Stefan Atzenhofer
Lucas Bahl
Gerd Bauer
Diego Bianconi
Toni Burghart
Pascale Clautour
Frank Drechsler
Jürgen Durner
Barbara & Josef Dorfner
Miriam Elze
Martin Graf
Christoph Haupt
Hans Krieg
Irm Orawa
Heike Küster
Gerhard Loos
Michael Matthaeus Martha
Stéphanie Molon
Uschi Neuwert
Christiane Richter
Jürgen Rosner
Wolf Sakowski
Horst Schäfer
Susanne Schattmann
Harri Schemm
Irma Stolz
Norbert Vogel
Johannes Volkmann

Bilder aus der Ausstellung
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Gerd Bauer war als Cartoonist natürlich prädestiniert für politische Beiträge. Seine Cartoons beschäftigen sich mit den Problemen der Bürger bei der Wahlentscheidung, mit Neonazis auf dem Weg zur „Führer-losen“ U-Bahn, mit Unterricht in der Taliban-Schule, mit der nächsten Welt-Klimakonferenz mitten im Hochwasser, mit der MS-Europa auf unruhiger See und vielem mehr.
Das Plakat zur Ausstellung ziert Gerd Bauers Pleitegeier, der sich auf dem in Nürnberg allseits bekannten Quelle-Turm niedergelassen hat. Voraussichtlich noch während der Laufzeit der Politikausstellung werden bei Quelle mehrere Tausend Mitarbeiter entlassen. Auch die Galeristin, im Hauptberuf seit fast 20 Jahren bei Quelle im Außenhandel beschäftigt, bangt um ihren Arbeitsplatz.
Von verschiedenen Künstlern wurden wichtige Persönlichkeiten der Öffentlichkeit und Politiker, allen voran unsere derzeitige Kanzlerin, aber auch die Nürnberger Kulturreferentin Lehner, Ex-Ministerpräsident Beckstein, Peer Steinbrück, Ex-Kanzler Schröder, Franz Müntefering und Edmund Stoiber sehr treffend portraitiert und karikiert.
Das Gegenstück zu den Vertretern des Volkes stellt eine Wand mit wichtigen Revolutionären der Vergangenheit dar. Mahatma Gandhi, Che Guevara, Rosa Luxemburg, Robin Hood und Pippi Langstrumpf regen dazu an, über ganz unterschiedliche Möglichkeiten des Widerstands nachzudenken.
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Die erste Reaktion der Künstler auf die Aufforderung, etwas zu einer politischen Ausstellung beizutragen, war zweigeteilt: die eine, äußerst Politik-verdrossene Gruppe reagierte ablehnend mit dem Hinweis darauf, dass ihnen zum Thema Politik nichts und schon gar nichts Künstlerisches einfiele. Die andere ebenso häufig formulierte Absage kam von politisch ambitionierten, aber stark desillusionierten Künstlern mit dem Hinweis auf die völlige Sinnlosigkeit politischer Aktivitäten.
Glücklicherweise wollten es dann aber doch die allermeisten der eingeladenen Kunstschaffenden nicht auf sich sitzen lassen, als politisch desinteressiert, unengagiert oder gar ungebildet zu gelten.
Über der Frage, was sich in Deutschland alles ändern müsste bzw. wen man eigentlich wählen könnte, um positiven Einfluss zu nehmen, wurden die Politik-Aktivisten dieser Ausstellung ganz erstaunlich kreativ. Letztlich wurden außerordentlich faszinierende Werke eingereicht, die zudem in ihrer Anzahl deutlich die Planungen der Veranstalter übertrafen.
Gemeinsam war eigentlich allen an der Ausstellung Beteiligten die Unzufriedenheit über das politische und wirtschaftliche Agieren der „Führungselite“ unseres Landes. Trotzdem wollten die meisten von ihnen unbedingt zur Wahl gehen und in diesem Punkt sind sich ja wohl nicht nur die Künstler, sondern sicher auch ein Großteil der Bevölkerung einig, dass es diesmal keine einfache Entscheidung wird.

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Einen großen Raum der Ausstellung nimmt das Thema ein, von dem besonders viele Menschen so auch viele Künstler betroffen sind. Die Probleme der Arbeitslosigkeit wurden von dem Berliner Stefan Atzenhofer - der Ernsthaftigkeit der Lage zum Trotz - in einer ausgesprochen putzigen Szene dargestellt: Kartoffeln campieren unter Zeitungen auf dem Acker und bieten Arbeit für Essen an.
Unter dem Titel „Hauptsache Arbeit“ entwarf die Hamburgerin Heike Küster diverse Möglichkeiten, sich Geld zu verdienen, etwa als menschlicher Blindenhund oder als lebendiger Kleiderständer.
Wunderschöne, sehr große Bilder (bis zu 2qm) kommen aus Fürth. Michael Matthäus Martha hat eine ganze Serie mit gefährlichen kleinen „Anarcho-Zwergen“ gemalt, die mit Sprengstoff, Pistolen, Kugelbomben und Handgranaten hantieren. Die Zwerge haben fröhliche Kindergesichter, denn bekanntermaßen gebart sich der Nachwuchs je jünger und unverbildeter, desto natürlicher und anarchistischer.
Ein sehr großes und ganz großartiges Ölgemälde erinnert an den Mauerfall und thematisiert die, bis heute noch nicht durchweg positiven Beziehungen zwischen einstigen „Wessis und Ossis“. Der für Gemälde mit interessanten Spiegelungen bekannte Maler Jürgen Durner hat seine Gedanken dazu sehr treffend veranschaulicht mit der Darstellung einer Schaufensterscheibe, hinter der kleine Holzfiguren aus dem Erzgebirge ihren eigenen Spiegelbildern feindlich gegenüberstehen.
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Einen geschichtlichen Rückblick auf Zeiten, in denen die Menschen noch genug Interesse, Einsatzbereitschaft und Enthusiasmus für die Organisation und Teilnahme an wirklich riesigen Massendemonstrationen aufbrachten, zeigen Bilder aus den Archiven des mit 77 Jahren ältesten Teilnehmers der Ausstellung. Horst Schäfers fotografierte 1969 in New York Anti-Vietnam Demonstranten. In den 80er Jahren entstanden Schnappschüsse von Demos der WAA-Gegner und von Aktionen im Nachgang zu den KOMM-Verhaftungen in Nürnberg.
Toni Burghart war nicht nur ein genialer Zeichner, sondern auch bis zu seinem Tod im Jahr 2008 Mitbetreiber der seit 40 Jahren bestehenden Hersbrucker Bücherwerkstatt, wo neben seltenen Buchexemplaren vor allem mehrfarbige Linolschnitte, hochwertige Kalender, Lithographien und Holzschnitte erdacht und gefertigt werden. Dort entstand in der Reihe „Bibelzitate“ ein Linolschnitt von Toni Burghart, der den Künstler mit seiner Einstufung der Stimmabgabe als „für die Katz“, als desillusionierten, dabei aber höchst begabten Humoristen mit einem messerscharfen Blick für Bild- und Wort-Witz zeigt..