GALERIE ATZENHOFER


KÜNSTLER

Franken - das letzte Paradies

Ausstellung vom 13. November 2010 - 15. Januar 2011
Anton Atzenhofer
Gerd Bauer
Michael Gölling
Christoph Haupt
Mariagrazia Huaman
Gerhard Loos
Rudolf Lumm
Kurt Neubauer
Uschi Neuwert
Monika Puckmann
Timo Reger
Pablo de la Riestra
Karin Roth
Günter Schäfer
Horst Schäfer
Susanne Schattmann
Clarissa Schillinger
Heinz Schillinger
Franziska Sörgel
Siegbert v. Stockhausen
Fredder Wanoth
Richard Wientzek
Bodo Zander
Bilder aus der
Ausstellung

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Von Kurt Neubauer stammen ein nett prolliges Kneipengässchen in Schafhof und einige wunderschöne Impressionen landwirtschaftlich genutzter Agrarflächen in der fränkischen Schweiz.
Eine besonders ans Herz gehende Darstellung des Fürther Lokalpatriotismus wurde von dem Nürnberger Künstler Anton Atzenhofer gemalt, der die besondere Atmosphäre der Fürther Kärwa zwischen Fress- und Saufbuden einerseits und dem interessanten Angebot an unabdingbar notwendigen Haushalts-Wundergeräten wie dem Blitz-Patent-Gurkenhobel andererseits darstellte. Ein anderes Werk des Künstlers zeigt den wohl schönsten fränkischen Obst- und Gemüsemarkt als idyllisches Zentrum der Geschäftigkeit: der Nürnberger Hauptmarkt im Sommer, ein Paradies für Händler, Käufer und sonstige Besucher.
Das kulinarische Paradies Franken kommt in lecker arrangierten Zeichnungen mit zufriedenen Biertrinkern und cholesterinreichen Wurstbergen und frischen Schwarzbrotscheiben zum Ausdruck. Die schlichten Linolschnitte der Hersbrucker Bücherwerkstätte sind so ästhetisch, dass selbst eingefleischte Vegetarier sich für den riesigen Pressack, einen leckeren 11-teiligen Frischwurst-Aufschnitt und den typischen Überrest einer fränkischen Karpfenmahlzeit begeistern werden.
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Wer jedes Bild dieser Ausstellung sehen will, muss sich etwas Zeit nehmen, gelenkig sein und hochaufmerksam. Auf den zwei Etagen des verwinkelten Fachwerkhauses, in dem sich die Galerie Atzenhofer befindet, hängen rund 120 Werke dichtgedrängt vom Boden bis zur Decke, in jeder Mauernische, jedem kleinen Winkel, sogar im Treppenhaus. Das Thema „Paradies Franken“ lag den 23 geladenen Künstlern so sehr am Herzen, dass weit mehr Werke eingereicht wurden, als die Veranstalter erwartet hatten.
Knapp die Hälfte der Bilder zeigen Landschaftsidyllen und Stadtansichten in verschiedensten Mal-, Zeichen- und Drucktechniken. Rothenburg ob der Tauber, Bammberch, fränkische Berglein, Käffer, Bierkeller und das Walberla in großartigen Gemälden und Zeichnungen von Fredder Wanoth, Prof. Heinz Schillinger und Siegbert von Stockhausen. Franken verfügt über eine paradiesisch schöne Landschaft, kurz gesagt: Franken ist das Paradies!
Der älteste Teilnehmer der Ausstellung, Horst Schäfer (77) setzt die krassesten Gegenakzente zur allseits dargestellten Landschaftsidylle: Seine schwarzweißen Baryt-Handabzüge zeigen eine gespenstische Friedhofs-Szene im Schnee, den mysteriösen Nürnberger Versicherungstower vor dramatischer Wolkensituation und die völlig irre moderne Fassade einer fränkischen Porzellanfirma.

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Auch die Sprache der Franken trägt etwas ganz entspanntes, ja paradiesisches in sich. „Fränggisch“ ist angenehm kuschelig, da stört kein harter Laut, da nervt keine blasierte Redewendung. Die fränkische Sprache ist nicht arrogant, sie kommt eher schlicht, bescheiden und umgänglich daher. Selbst in betrunkenem Zustand oder im Halbschlaf kann man noch astreines Fränggisch von sich geben, was nicht bei jedem Dialekt möglich ist. Die Schönheit der Sprache wird dem Besucher bewusst, wenn er Gerd Bauers fränkisch untertitelte Cartoons zu vielfältigen weltbewegenden Themen durchliest. Für Besucher, die nicht aus dem fränkischen Garten Eden stammen eine schwierige Aufgabe, ja selbst für Paradiesbewohner, mit ihren oft nur mehr sehr moderaten Dialekt-Sprachkenntnissen nicht ganz einfach. Der Tipp vom Künstler Gerd Bauer: fränkische Cartoon-Texte sollte man laut lesen! Die Themen sind vielfältig und bunt wie das Paradies: Genkürbisse, Feng Shui im Zenn-Grund, Stammtischpolitik, die Größe fränkischer Brotzeitportionen…
Susanne Schattmann stammt aus dem Rheinland, ist sozusagen wahlbeheimatet im Paradies und hat sich mit dem fränkischen Dialekt auf humorvolle Art und Weise auseinandergesetzt. Ihre Sammlung fränkischer Paradiesschmetterlinge zeigt unter anderem einen dämonischen Diddlersbadscher und einen hochakkuraten Dippferlasscheiser.
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Zur erklärten Zielgruppe der Ausstellung zählen in erster Linie die Franken selbst, denn nirgends wird so dreist tiefgestapelt wie hierzulande, gerade auch was die wahrhaft paradiesischen Zustände der Heimatregion anbelangt. Schwer zu sagen, ob mangelndes Selbstbewusstsein oder anerzogene bzw. traditionell überlieferte Grantigkeit dazu führen, dass sich im Bewusstsein der Franken oft ein grauer Schleier über die an sich strahlend schöne Umgebung legt. In jedem Fall kann es aber nicht schaden, die Wahrnehmung zu schärfen für die Idylle um uns herum.
Zwar wäre es interessant, wenn die Ausstellung auch überregional beachtet würde, denn bislang steht ja weltweit alles Bayerische so massiv im Rampenlicht, vom Oktoberfest bis zum „Servus Miteinand“, dass die meisten anderen Regionen kaum wahrgenommen werden. Besser für die idyllische Atmosphäre ist es aber vermutlich, wenn Franken ein Geheimtipp bleibt. Gerade das macht einen Teil des Paradies-Charmes aus, nicht so stark im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit zu stehen, sondern eher wie eine stille unbeachtete Oase des Glücks im Verborgenen zu glänzen.